FLORA

In meiner Kindheit hatte die Beachtung und zunehmend begeisterte Bewunderung der Pflanzenwelt einen hohen Stellenwert - begünstigt durch Anregungen des Elternhauses und der Schule. Obwohl nur zweidimensional und vertrocknet - fesselten mich die selbst gesuchten, gesammelten und gepressten Exemplare meines Herbariums eine Zeit lang. Doch empfand ich letztlich diese Methode der Herbarien einer zeichnerisch und malerisch dienenden Darstellung und Huldigung der um unsere Aufmerksamkeit buhlenden Lebewesen nicht ebenbürtig.

Derartige Ehrerbietungen erfreuen mich bis in die Gegenwart sehr, zumal ich gestehen muss, dass meine grafischen oder malerischen Fähigkeiten mit den künstlerischen Werken W. Migulas, O. W. Thomés, F. Severas, A. Dürers, E. Holdens und M. S. Merians, R. McEvens oder W. Kriegel ... nicht wetteifern können. Umso mehr faszinieren mich die unerschöpflichen und in hohem Maße vervollkommneten Fähigkeiten und persönlichen Besonderheiten der Gewächse. Das kindliche Staunen über Blütenformen und -farben war lange Zeit meine Resonanz auf die Flora.

Es wuchs das Interesse an der Vielfalt und Variantenfülle der Pflanzen-Familien, -Gattungen und - arten. Die Stellung der Pflanzen - wenn nicht am Anfang, so doch nahe daran - in der evolutionären Entwicklung des organischen Daseins im mütterlichen, materiellen Weltall liefert mir Denkanstöße und - in aller Bescheidenheit - Erkenntnisse und Annäherung an Wahrheit und damit Weisheit. Obwohl Ziel der meisten Menschen, sind der Wahrheitssuche und Weisheit in unserer hetzenden, gehetzten und gezielt unwahrhaftigen Alltagswelt eine marginale Rolle zugeteilt oder werden sogar als lästige Mahnung in der vorherrschenden Gedankenlosigkeit verspottet und verdrängt.